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Prächtig, aber teuer: die Kreditkarte für Frauen

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Prächtig, aber teuer: die Kreditkarte für Frauen

Prächtig, aber teuer: die Kreditkarte für Frauen

Lautitia klingt gut. Es ist das lateinische Wort für Pracht. Ob die gleichnamige Kreditkarte das Versprechen auch hält?
Eine Kreditkarte exklusiv für Frauen – brauchen wir das? Claudia Diem, Vorstandsmitglied der baden-württembergischen BW Bank, ist der Meinung: „Ja, brauchen wir.“

Gemeinsam mit dem Kreditkartenunternehmen Master Card brachte die BW-Bank 2009 die Lautitia Card auf den Markt. „Einige 1000 Frauen zücken sie seither gern“, wie Eric Bayer, Prokurist der BW-Bank, es formuliert. Genaue Zahlen aber nennt er nicht.

Was bietet die Karte mit dem Diamanten-Emblem ihren Besitzerinnen? Zunächst einmal, das räumt auch Bayer ein: eine sehr hohe Jahresgebühr. Die Karte kostet 99 Euro im Jahr. Das ist mehr als doppelt so viel wie manch’ andere Premiumkarte.

Schmuck- und Modeangebote
Und was haben die Kundinnen davon? Die Bank verspricht ein ganzes Paket attraktiver Vorteile. Sie orientiert sich am Lebensstil erfolgreicher, mobiler Frauen ab 35 und hat als erstes Regine Sixt überzeugt.

Die Unternehmerin ist nicht nur selbst Lautitia-Nutzerin, sie ist auch strategische Partnerin. Das bedeutet: Lautitia-Inhaberinnen erhalten interessante Vergünstigungen, wenn sie bei Sixt einen Wagen mieten. Hinzu kommen Vergünstigungen bei Schmuck-, Accessoire- und Modeherstellern sowie Reiseanbietern, die die Bank ebenfalls von der Karte überzeugen konnte.

Versicherung für die Handtasche
Zu den finanziellen Vorteilen, die Bank ihren Kundinnen bietet, gehört beispielsweise eine Handtaschenversicherung. Wer seine Tasche verliert, erhält bis zu 500 Euro Erstattung. Etwa 20 Kundinnen haben diesen Service bereits in Anspruch genommen.

Auch ein Schlüssel- und Handtaschenfundservice ist in der Jahresgebühr enthalten. Kundinnen erhalten zwei besondere Anhänger – einen für den Schlüsselbund, einen für die Tasche. Diese sind bei der Bank registriert, dazu werden Adresse und Lautitia-Kartennummer bei der Bank hinterlegt. Auf dem Anhänger gibt es eine Notiz, die den Finder bittet, den Schlüsselbund per Post an die Bank zu schicken. Trifft er dort ein, kann die Bank die Besitzerin informieren.

Ein weiterer Service ist das Karten- und Dokumentendepot. Kundinnen können auf einem so genannten Meldebogen alle für sie wichtigen Dokumente mit Nummern und Daten auflisten (vom Personalausweis bis zum Grundbucheintrag). Diese Informationen werden ebenfalls bei der Bank gespeichert und können jederzeit ergänzt oder abgerufen werden.

Je höher der Umsatz, desto höher der Bonus
Gibt frau genug Geld aus, erhält sie so viele Vergünstigungen, dass sie die teure Jahresgebühr locker wieder ausgleichen kann – so das Kalkül der Bank. Deshalb bietet sie diverse Bonuszahlungen sowie Versicherungen an. Und diese Rechnung scheint aufzugehen. „Unsere Kunden geben im Schnitt rund 4000 Euro mit der Lautitia-Card aus“, erläutert Bayer. Das ist doppelt so viel wie der Durchschnittskartenbesitzer in Deutschland.

Doch wie setzt sich die vermeintliche Ersparnis zusammen? Bayer macht folgende Rechnung auf: Für vier Wohlfühltage im Luxushotel für zwei Personen im Wert von 1400 erhalten die Kundinnen Leistungen im Gegenwert von 207 Euro.

Bonuszahlungen für Reisebuchungen
Diese setze sich zusammen aus: 40 Euro für die Reiserücktrittsversicherung und 19 Euro für den Auslandskrankenschutz. Hinzu kommen ein Bonus von 84 Euro, die sechsprozentige Rückvergütung auf die gebuchten Reisekosten von 1400 Euro, sowie ein Bonus von zehn Euro für Bargeldabhebungen in Höhe von 500 Euro. Schließlich hat die Kundin mit der Kreditkarte eine Jahresabo der Zeitschrift emotion im Wert von 54 Euro erhalten.

Liegen die tatsächlichen Ausgaben der Kundin allerdings darunter, dann sieht die Rechnung schon anders aus. Es sinken nicht nur die Summen für die Rückerstattung. Auch die Reiserücktrittsversicherung fällt niedriger aus, da sie sich auf der Basis der Reisekosten berechnet.

Bargeldabhebungen mit der Lautitia-Card sind weltweit kostenlos; auch die Entgelte auf Auslandseinsätze entfallen. Sie liegen sonst in der Regel bei ein bis zwei Prozent. Außerdem bietet die BW-Bank ihren Kundinnen eine Art Kredit: Haben sie Summen, die sie mit der Karte begleichen wollen, nicht als Guthaben auf ihrem Konto, können sie sie später mit Teilzahlungen abstottern.

Dafür erhebt die Bank Zinsen, die sich am jeweiligen Euribor-Satz orientieren. Das ist der Zinssatz, zu dem 57 europäische Banken untereinander ihre Geldgeschäfte in Euro abwickeln. Dieser Satz liegt derzeit zwar deutlich unter den teuren Zinsen für Dispo-Kredite, aber auch beträchtlich über der aktuellen Verzinsung für einen Konsumentenkredit.

Vorsicht Schuldenfalle
„Teilzahlungsmodelle können zur Verschuldung führen“, warnt Dr. Annabel Oelmann, Finanzexpertin bei der Verbraucherberatung NRW. „Wir raten von derartigen Modellen bei Kreditkarten ab.“ Wer bestimmte Ausgaben nicht finanzieren kann, so die Fachfrau, sollte sie entweder ganz vermeiden. Oder aber, wenn sie unumgänglich sind, mit einem günstigen Kredit finanzieren.

Teilzahlungsmodelle vermittelten ein trügerisches Gefühl finanzieller Möglichkeiten, so Oelmann weiter. Doch je mehr auf Pump finanziert wird, desto stärker nimmt – zinsbedingt – die Verschuldung zu.

Nicht nur die Teilzahlungsoption stimmt die Verbraucherexpertin skeptisch. Auch das Verfahren, mit dem Lautitia-Inhaberinnen ihre Internetkäufe abwickeln können, hat ihrer Ansicht nach entscheidende Nachteile für die Konsumentinnen.

Problem mit neuem Bezahlverfahren im Internet
Mastercard setzt dabei das neue 3D-Secure-Verfahren ein, das als besonders sicher gilt. Karteninhaberinnen müssen sich dazu bei der Bank registrieren und ein persönliches Passwort festlegen, mit dem sie später jeden Einkauf autorisieren. Deshalb kann das Verfahren auch nur bei registrierten Händlern genutzt werden.

Der Nachteil: „Das Verfahren ist nicht so sicher, wie die Anbieter behaupten“, urteilt Oelmann. „Uns liegen erste Beschwerden vor, dass Passwörter missbraucht wurden.“ Was den Kunden meist nicht bewusst war: Mit der Registrierung bei 3D Secure ist der Internet-Shopanbieter von der Haftung für den entstandenen Schäden entbunden. Sie liegt nun ganz beim Verbraucher.


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