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Für Bequeme: Vorsorgen mit ETF-Sparplänen

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Fuer BequemeKeine Lust auf Arbeit mit der Vermögensbildung? Merten Larisch, Verbraucherzentrale Bayern, hat ein paar gute Tipps.
Herr Larisch, ich möchte fürs Alter mit ETFs sparen. Aber ich hab’s gern einfach. Was empfehlen Sie mir?

Die Entscheidung für einen ETF-Sparplan ist schon mal richtig. Wir empfehlen sie, weil bei passiv gemanagten Fonds weniger Verwaltungsgebühren anfallen. Also kommt ein größerer Teil der Sparsumme dem Vermögensaufbau zugute. Außerdem zeigen Zahlenreihen, dass es über längere Zeiträume nur wenigen gemanagten Investmentfonds gelingt, besser zu sein als ihr Vergleichsindex. Und wenn Sie’s wirklich bequem haben wollen, dann nehmen Sie ein thesaurierendes Produkt eines deutschen Anbieters. Damit haben Sie kaum Aufwand.

Warum gerade thesaurierend?

Bei thesaurierenden Fonds werden die Gewinne sofort wieder in Anteile des gleichen Fonds angelegt. Werden die Gewinne dagegen ausgeschüttet und auf Ihr Konto ausgezahlt, müssen Sie als Anlegerin entscheiden, was Sie damit tun wollen. Das bedeutet Arbeit. Die sparen Sie sich bei thesaurierenden Fonds. Die Angaben, ob das Produkt Gewinne ausschüttet oder thesauriert, stehen übrigens im Verkaufsprospekt des Fonds.

Aber warum sollte der Fonds aus Deutschland sein?

Das hat steuerliche Gründe. Wenn Sie Fondsanteile eines deutschen Fonds verkaufen, verrechnet Ihre Depotbank die im Laufe der Jahre abgeführten Steuern auf die wieder angelegten Fondsausschüttungen mit der Abgeltungssteuer auf den Kursgewinn, den Sie beim Verkauf erzielen. Das geschieht bei ausländischen Fonds nicht. Hier muss sich der Anleger oder dessen Steuerberater die Belege über die abgeführten Steuern auf die thesaurierten Fondsausschüttungen aufheben – schon wieder Arbeit.

Warum muss man die Belege sammeln?

Um dann, wenn Sie Ihre Fondsanteile wieder verkaufen, dem Finanzamt nachweisen zu können, dass Sie die Gewinne bereits versteuert haben. Sonst bleibt die Abgeltungssteuer auf den gesamten Kursgewinn bestehen.

Woran erkennt man, in welchem Land der ETF-Anbieter sitzt?

Jedes Produkt hat einen Code, die International Securities Identification Number, ISIN. Die ersten beiden Buchstaben sind der Ländercode, zum Beispiel DE für Deutschland oder LU für Luxemburg. Meistens, aber nicht in jedem Fall, ist ein ETF mit einer DE-ISIN ein nach deutschen Fondskriterien von der Depotbank zu behandelnder Fonds.

Das heißt aber nicht, dass das ETF-Produkt nur deutsche Aktien enthalten sollte, oder?

Im Gegenteil. Je breiter der hinter dem ETF-Fonds stehende Index aufgestellt ist, desto besser für Sie. Je mehr Daten er enthält, desto besser die Möglichkeit, die wirtschaftliche Entwicklung mathematisch darzustellen. Ein DAX 30-Produkt beispielsweise sagt wenig über die deutsche Wirtschaft als Ganzes. Wenn es um deutsche Aktien geht, ist eher der MSCI Germany zu empfehlen. Auch wenn sich der DAX in der jüngsten Vergangenheit günstiger als der MSCI Germany entwickelt hat und auf letzteren Index bisher nur ein Indexfonds erhältlich ist.Grundsätzlich bin ich der Meinung, die Papiere sollten möglichst viele Regionen und viele Branchen abdecken. Dann ist der Index ein wirklich guter Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung, die dahinter steht. Übrigens, es ist auch nicht falsch, wenn Sie Ihre Sparsumme in mehrere unterschiedliche Indizes investieren.

Hundert Euro im Monat: Wie würden Sie dieses Geld anlegen?

Wenn wir davon ausgehen, dass weiteres Geldvermögen bereits genügend in weniger schwankungsanfälligen Anlagen investiert wird, wie Renten-ETFs oder Banksparpläne, und wir uns jetzt in diesem Beispiel ganz auf Aktienmärkte konzentrieren möchten, würde ich die Summe auf jeden Fall splitten. Denkbar ist folgendes: Sie investieren zwei Drittel in ein Produkt, das den weltweiten Index MSCI World abdeckt. Darin sind Unternehmen aus 23 Industrieländern enthalten. Das andere Drittel setzen Sie auf die Entwicklung in den Schwellenländern, deren Wirtschaftskraft nach allem, was man derzeit erwarten dürfte, immer stärker wird. Das wäre dann der MSCI Emerging Markets.

Könnte ich auch kleinere Summen anlegen?

Wenn Sie das wollen, ist es möglich. Es gibt Banken, die ETF-Sparpläne ab 25 Euro im Monat anbieten. Sie könnten dann beispielsweise anstelle eines ETFs auf den MSCI World in ein Produkt investieren, das nordamerikanische Aktien spiegelt, und in ein zweites, das europäische Aktien abbildet. Ein Drittes auf den MSCI Pazifik oder MSCI Pazifik ex Japan plus MSCI Japan. Anstatt in die Emerging Markets als Ganzes zu investieren, können Sie mit verschiedenen Indexfonds auf pazifische Schwellenländermärkte, Lateinamerika und EMEA setzen. EMEA bedeutet: Osteuropa, Naher Osten mit der Türkei sowie Afrika. Zu jedem dieser Indizes gibt es übrigens mehrere Produkte von unterschiedlichen Anbietern, meist auch nach deutschen Steuerregeln.

Empfehlen Sie grundsätzlich Aktienindizes?

Im Prinzip sollten Anleger ihr Portfolio mischen, Aktien und Rohstoffe sind beispielsweise empfehlenswert. Zu „Langläufer“-Renten würde ich derzeit nicht raten.

Was gibt’s zu bedenken, wenn ich den Sparplan abschließe?

Sie müssen die Bank finden, die zu Ihnen passt. Im Moment tobt gerade eine Preisschlacht unter den Direktbanken. Der Trend geht dahin, die Kosten von ETF-Sparplänen zu reduzieren oder diese gar gebührenfrei anzubieten. Da müssen Sie natürlich schauen: Bietet die Bank überhaupt das ETF-Produkt, das Sie möchten? Manche Banken haben nur ausländische Produkte im Angebot – das ist ungünstig wenn Sie, wie bereits erwähnt, keine Lust aufs Belege sammeln haben.

Und wenn ich auch Banken in Erwägung ziehe, die höhere Mindestgebühren erheben?

Dann müssen Sie darauf achten, wie hoch diese Kosten sind und wie sie sich zur Mindestsparrate verhalten. Ein Beispiel: Sie wollen 25 Euro monatlich anlegen, aber es gibt eine Mindestgebühr von 2,50 Euro pro Order. Dann sollten sie die Sparsumme in größeren Abständen einzahlen, beispielsweise alle sechs Monate. So sparen Sie Kosten, die zu Lasten Ihrer Vermögensbildung gehen.

Ist es wichtig, ob das Vermögen des ETF-Produkts den Index genau nachbildet oder nicht?

Ganz ehrlich: Für eine ausreichende Abbildung des betreffenden Marktes ist das relativ egal, allenfalls für den Anleger Geschmackssache.

Wie lange sollte ich mindestens in einen ETF-Sparplan einzahlen?

Fünf Jahre für Renten-ETFs, zehn Jahre für Aktien- und Rohstoff-Indexfonds sollten Sie als Zeithorizont schon veranschlagen. Einige wenige Jahre vor dem Zeitpunkt, zu dem der Anleger das Kapital benötigen wird, kommt es darauf an, wo die Kurse gerade stehen. Ist es ein guter Zeitpunkt, um zu verkaufen? Oder sollte besser gewartet werden, bis die Kurse vielleicht wieder angezogen und einem die Zielrendite eingebracht haben? Sie sollten in der Lage sein, sich mit dem Verkaufen Zeit zu lassen – wenn erforderlich auch mehrere Jahre.

Was bedeutet das für meine Lebensplanung?

Bevor Sie überhaupt mit dem Sparen anfangen, müssen Sie eines klären: Sparen Sie, um später Ihre Grundbedürfnisse im Alter zu finanzieren – Miete, Essen etc.? Oder soll das Ersparte für die schönen Extras des Lebens dienen – Reisen, besondere Anschaffungen? Im ersten Fall sollten Sie eher schwankungsarme Sparformen für Ihren späteren Grundbedarf wählen. Es sei denn, Sie akzeptieren ganz bewusst das Risiko von Kurseinbrüchen, wofür erfahrungsgemäß überaus starke Nerven gefragt sind. Aber auch dann sollten Sie fünf Jahre vor Renteneintritt Ihr Sparziel erreicht haben. Dann haben Sie genug Zeit, um über den Verkauf des ETF-Produkts zu entscheiden und das Geld so anzulegen, dass Sie Ihre monatlichen Kosten decken.

Und im zweiten Fall?

Haben Sie keinen Zeitdruck und sind entsprechend freier in Ihren Entscheidungen. Vergessen Sie bitte bei all dem Gesagten nicht: Schuldentilgen geht vor Anlegen! Und Ihre existenziellen Risiken, beispielsweise das einer Berufsunfähigkeit, sollten Sie effektiv versichern.


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