Für die meisten Frauen kommen Fondsrenten nicht in Frage. Denn sie bieten zu wenig Sicherheit.
Fondsgebundene Rentenversicherungen locken mit dem Versprechen auf hohe Renditen. Damit steigt auch das Risiko, das eingesetzte Geld zu verlieren. Frauen, die weder Lust noch Zeit haben, sich regelmäßig um ihre Anlage zu kümmern, sollten lieber die Finger davon lassen, meint Barbara Rojahn. finanziella hat die Stuttgarter Finanzberaterin interviewt.
Unter welchen Bedingungen eignen sich die klassischen fondsgebundenen Rentenversicherungen?
Sie kommen für drei Zielgruppen in Frage. Als erstes für alle, die die Basisvorsorge fürs Alter bereits gesichert haben und beim zweiten Produkt nicht darauf angewiesen sind, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt eine fest vereinbarte Summe zur Verfügung steht. Wenn also bei ihrem Renteneintritt die Kapitalmärkte im Tief sind, können sie die Fonds aus ihren Versicherungen ins Depot verlagern und ohne Verluste abwarten, bis die Zeiten besser werden.
Dann wäre die Fondsrente das kleine Extra, das man sich fürs Alter gönnt?
Genau.
Wer kann sich die Fondsrente noch leisten?
Die zweite Gruppe sind sehr junge Leute. Wer mit 25 anfängt vorzusorgen und dann mehr als 40 Jahre spart, der kann guten Gewissens in Fonds investieren. Es ist Zeit genug, um erst mal ein ansehnliche Summe zu erwirtschaften und sie dann rechtzeitig vor Rentenbeginn in sichere Anlagen umzuschichten.
Und die dritte Gruppe?
Das sind diejenigen, die bei ihrem Vermögensaufbau ihre Freibeträge bereits ausgeschöpft haben und nach weiteren Möglichkeiten suchen, Geld anzulegen. Wer in eine Fondsrente spart, verschiebt die Versteuerung der Erträge um mindestens zwölf Jahre. Das ist die Mindestlaufzeit dieser Versicherungen. Ist die Versicherungsnehmerin dann über 60, wird keine Abgeltungssteuer fällig. Stattdessen wird die Hälfte der Erträge nach dem individuellen Einkommensteuersatz versteuert. Der Betrag kann dann je nach Einkünften unter der Abgeltungssteuer von rund 25 Prozent liegen.
Aus all dem schließe ich: Fondspolicen eignen sich eher nicht für Frauen.
Stimmt. Die meisten Frauen benötigen erst mal eine Basisvorsorge. Und da sind klassische Produkte einfach besser, weil Sie zum Zeitpunkt X genau wissen, welche garantierte Rente Sie erhalten werden. Hinzu kommt: Meistens fehlen den Frauen einfach die Mittel, um zusätzlich noch für eine Extrarente zu sparen. Sie verdienen oft weniger als Männer.
Viele fangen auch erst spät mit der Vorsorge an.
So ist es. Und je kürzer die Laufzeit, desto höher ist das Risiko, Verluste zu machen. Die Gefahr, dass Sie am Ende mit weniger Geld dastehen, als Sie eingezahlt haben, ist bei zwölf Jahren Laufzeit realistisch. Dieses Risiko können sich viele Frauen einfach nicht leisten.
Gesetzt den Fall, ich entscheide mich dennoch für eine Fondspolice. Was muss ich dann tun?
Sie müssen sich darum kümmern. Abschließen und dann vergessen – wie bei klassischen Produkten üblich – das geht auf gar keinen Fall. Eine fondsgebundene Rentenversicherung muss gepflegt werden wie ein Aktiendepot. Sie müssen die Finanzmärkte verfolgen, sich anschauen, wie die Fonds abschneiden, in die Sie investieren, und entscheiden, ob es erforderlich ist, die Anlagen umzuschichten. Meine Erfahrung sagt mir: Vielen Frauen fehlt einfach die Zeit dafür.
Kann ich dieses Pflegen nicht delegieren?
Selbstverständlich. Idealerweise sollte der Berater, bei dem Sie die Police erworben haben, Sie dabei unterstützen. Fakt ist aber: Die meisten Berater kümmern sich nicht darum. Die Alternative ist, dass Sie sich für eine gemanagte Fondspolice entscheiden. Aber das kostet Geld und schmälert letztlich die Erträge.
Ihre Kritik lautet: Fondsgebundene Renten sind so männlich. Was meinen Sie damit?
Männer haben meistens höhere Renditeerwartungen als Frauen, Sicherheit steht für sie an zweiter Stelle. Das ist vermutlich ein Spieltrieb, der ihnen eigen ist. Die fondsgebundenen Rentenversicherungen kitzeln den Zocker im Mann. Wenn Sie Glück haben und gute Zeiten an den Finanzmärkten erwischen, dann können Sie auch gute Renditen erzielen. Aber das nicht planbar.
In den vergangenen Jahren hat die Verzinsung von Lebens- und Rentenversicherung bei vier Prozent und mehr gelegen. Kennen Sie fondsgebundene Produkte, die besser abgeschnitten haben?
Ich habe es mal am Beispiel eines Angebotes durchgerechnet. Es müssten mindestens sechs Prozent erwirtschaften werden, um vier Prozent an die Kunden weiterzugeben. Zwei Prozent Kosten für das Fondsmanagement sind durchaus realistisch. Doch kontinuierlich sechs Prozent – das war in den vergangenen zehn Jahren unmöglich bei zwei großen Finanzkrisen. In den seltensten Fällen enthalten die Policen, die ich kenne, derzeit mehr Geld, als eingezahlt wurde.
Verlagert die fondsgebundene Police das Anlagerisiko auf die Versicherten, und damit auf Laien?
So ist es
Wenn frau sich dennoch für eine fondsgebundene Rente entschließt, worauf sollte sie unbedingt achten?
Wichtig ist, dass die Anlegerin eine wirklich breite Palette von Fonds zur Auswahl hat. Sie sollten nicht nur von einer Gesellschaft stammen, sondern von vielen unterschiedlichen Fondsanbietern. Nur so haben Sie die Möglichkeit, das Risiko zu streuen. Zweitens sollten Sie sich gründlich über die Kosten informieren, die beim Tausch beziehungsweise beim Wechsel der Anlage entstehen. Drittens darf die Auswahl der Fonds nicht begrenzt werden. Sie müssen auch die Möglichkeit haben, in Fonds zu wechseln, die noch nicht existierten, als die Police abgeschlossen wurde. Denn im Laufe von mehr als einem Jahrzehnt wird es weitere Fonds geben, die natürlich auch neue Optionen für Anleger bieten.