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Beratung: Orientierung im Finanzdschungel

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Beratung_OrientierungMache ich das richtig mit meinem Geld? Das fragen sich viele Frauen. Eine unabhängige Finanzberaterin kann für vernünftige Strukturen sorgen.
Als Andrea ihren 40. Geburtstag gefeiert hatte, beschloss sie, tapfer zu sein. „Ich muss was fürs Alter tun“, sagte die Sozialarbeiterin, die nach zehn Jahren Familienarbeit halbtags wieder in ihren Beruf zurückgekehrt war, zu ihrer besten Freundin. „Ich weiß nur nicht, wie. Das ist so lästig.“

„Geh doch zu einer Beraterin“, empfahl die Freundin. „Die hilft Dir gewiss weiter.“

Stimmt. Eine Finanzberaterin kann erst mal die Situation analysieren: Wie viel Geld kommt regelmäßig rein, wie hoch sind die Ausgaben? Wie sieht’s mit Versicherungen und Vorsorge aus? Und sie kann Vorschläge für eine künftige Finanzplanung machen. Sie bieten Orientierung im Finanzdschungel.

Aber warum muss es gerade eine Frau sein?

„Weil Frauen anders leben und anders ticken als Männer und weil nur Frauen das wirklich verstehen.“ Das sagt Sybille Schultebraucks, Teilhaberin der FrauenFinanzen in Erkrath bei Düsseldorf. „Bei uns können Kundinnen alle Fragen stellen, die ihnen wichtig sind.“ Ohne sich einen Spruch einzufangen oder ein nachsichtiges Lächeln zu ernten.

Bloß nicht langfristig binden
Männer, so die zertifizierte Finanzberaterin, arbeiten ohne Unterbrechung an ihrer Karriere und fangen früh mit der Vermögensbildung an. „Frauen dagegen haben eine Scheu, sich finanziell langfristig zu binden. Sie möchten jederzeit über ihr Vermögen verfügen oder Beitragszahlungen aussetzen können“, hat Schultebraucks beobachtet.

Der Grund: Egal, ob sie nun konkrete Pläne für eine Familie haben oder nicht, Frauen kalkulieren Unterbrechungen ihrer Berufstätigkeit ein – Erziehungszeiten, Arbeitslosigkeit oder Pflege der Eltern. Und was auf der hohen Kante liegt, dient dann nicht der Altersvorsorge oder dem Vermögensaufbau, sondern dem täglichen Bedarf.

Ein weiterer Unterschied zu den Männern: „Frauen fühlen sich oft unsicher beim Thema Finanzen, weil es von Männern dominiert wird. Es erscheint ihnen kompliziert und undurchsichtig“, weiß Karin Hauck, Inhaberin der Beratungsagentur Frauenfinanzstrategien in Bensheim.

Ein Buch mit sieben Siegeln
Die Folge: Selbst Berufstätige schieben das Thema beiseite oder überlassen es ihren Partnern. Steht eine Trennung an, müssen sie das Buch mit sieben Siegeln plötzlich selbst knacken. Logisch, dass dies leichter geht, wenn es in einer Atmosphäre geschieht, in der die Frau mit Verständnis rechnen kann.

Wie kann die Beraterin helfen?

Oft geht es um ganz grundlegende Dinge, zum Beispiel wie man Rücklagen bildet, erläutert Schultebraucks: „Ich empfehle meinen Kundinnen das so genannte Terrassenmodell. Alles in allem rate ich dazu, bis zu 20 Prozent der monatlichen Einkünfte auf unterschiedlichen Konten zurückzulegen, für Notfälle, für größere Anschaffungen und fürs Alter.“ Allein für die Altersvorsorge sollte etwa die Hälfte der Rücklagen einkalkuliert werden, so die Beraterin. Die andere Hälfte dient der Vorsorge für Notfälle oder aber größeren Anschaffungen, wie zum Beispiel Auto, neue Möbel oder die Anzahlung fürs Eigenheim.

Und wie reagieren ihre Klientinnen darauf? „Viele müssen erst mal schlucken“, räumt sie ein. „Klar, konsumieren macht zunächst mehr Spaß.“

Finanzbildung schon für Mädchen
Doch ihre Empfehlungen kommen an. Manche Kundinnen schenken ihren Töchtern zum Schulabschluss eine Finanzberatung. So lernen die jungen Frauen ohne Druck, was ihre Mutter unter Schmerzen erkennen musste. „Nichts ist so hilfreich wie Finanzbildung“, meint die Beraterin, die ehrenamtlich in einer Realschule Kurse zum Thema Geld gibt. „Gerade für Mädchen.“

In besagter Schule, so berichtet sie, halten viele Mädchen die Ehe nach wie vor für das beste Vorsorgemodell. Ein Fehler, wie sie betont: „Wir Frauen müssen unsere Vorsorge selbst in die Hand nehmen – auch und gerade in der Ehe.“ Denn statistisch gesehen wird jede zweite Ehe geschieden. „Es wäre naiv, diese Möglichkeit nicht für sich in Betracht zu ziehen“, so Schultebraucks.

Zweites wichtiges Thema einer guten Finanzberatung ist der Versicherungsschutz, weiß Karin Hauck. „Ich schaue mir die einzelnen Verträge gut an. Viele Frauen realisieren oft nicht, dass unterschiedliche Lebenssituationen unterschiedlichen Versicherungsschutz erfordern.“

Vorsorge für Mütter
Ein Beispiel: Wenn die Kinder erwachsen sind, ist eine Risikolebensversicherung nicht mehr unbedingt erforderlich. Dagegen sollten junge Frauen so früh wie möglich beginnen, in eine Berufsunfähigkeitsversicherung einzuzahlen. „Das gilt auch in der Familienphase“, betont Hauck. „Auch Mütter können arbeitsunfähig werden und dann ist jedes Einkommen willkommen.“

Drittes Thema ist die Altersvorsorge. Wer erwerbstätig ist und in die Rentenversicherung einzahlt, kann riestern. Interessant ist dies vor allem für Mütter, da sie pro Kind einen Zuschuss vom Staat für die Altersvorsorge erhalten. Doch nicht alle Frauen haben ein eigenes Einkommen. Sie können – wenn überhaupt – nur über ihren Mann eine Riesterversicherung abschließen, vorausgesetzt, er zahlt Beiträge in die staatliche Rentenversicherung. Auch Selbständige – und darunter die vielen Solo-Selbständigen – können keine eigene Riester-Vorsorge abschließen.

Sparpläne sind eine interessante Alternative, um fürs Alter vorzusorgen, empfehlen die Beraterinnen. Doch nicht jedes Produkt ist für jede Frau geeignet.

„Hier kommt es wirklich auf die individuelle Situation der Sparerin an“, betont Sibylle Schultebraucks. Wie hoch ist die monatliche Sparsumme? Wie lang soll gespart werden? Wozu soll die Summe am Ende dienen?

Private Rente statt Sparplan
Für Frauen, die monatlich nur sehr geringe Summen erübrigen können, kann es sinnvoller sein, für eine private Rente zu sparen, gibt Karin Hauck zu bedenken. Vorausgesetzt, der Anbieter investiert nicht nur in einen, sondern in mehrere Fonds.

Dies hat eine Reihe von Vorteilen. „Erstens lässt sich mit mehreren Fonds auch bei kleinen Summen das Risiko besser streuen. Zweitens hat die Sparerin möglicherweise auch Steuervorteile“, argumentiert die Beraterin.

Der Grund: Beim Sparplan wird auf die Zinsen eine Abgeltungssteuer in Höhe von rund 25 Prozent fällig. Sie reduziert die Gewinne des Sparvermögens. Die Rentenversicherung dagegen wird erst versteuert, wenn sie ausgezahlt wird. Wie hoch der Prozentsatz ist – das hängt von weiteren Einkünften ab, aber auch von der Art der Rentenzahlung.

Ausschlaggebend dabei ist der Ertragsanteil. Unter Umständen gibt es also unterm Strich mehr mit einer Versicherungspolice, so Karin Hauck: „Die Details sollte man unbedingt mit einer Steuer- oder Finanzberaterin klären“, empfiehlt sie.

Checkliste Vermögensbildung
Das so genannte Terrassenmodell geht davon aus, dass Rücklagen und Vermögensbildung aus vier Komponenten bestehen:

  • Ein Guthaben in Höhe des monatlichen Einkommens auf dem Girokonto.
  • Der Notgroschen von zwei bis drei Monatsgehältern auf dem Tagesgeldkonto.
  • Das Sparguthaben aus Anlagen mittlerer Laufzeit, aus dem mittelfristige Anschaffungen wie Auto oder die
  • Anzahlung fürs Eigenheim geleistet werden.
  • Die Rücklage fürs Alter, die langfristig angelegt wird.

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